Dieser Job ist nicht für Pussys

Ich trage im Job immer die richtige Ausrüstung

Jugendliche begeben sich während ihrer Zeit als Lernende oft unwissentlich in gefährliche Situationen, riskieren gar ihr Leben. So auch Martin. Uns erzählt der 17-Jährige von seinem Job als Forstwart.

Sei es als Chemielaborant, der mit ätzenden Substanzen arbeitet, als Landwirt, dessen Job das Hantieren riesiger Maschinen beinhaltet, oder als Metzger, bei dem jeder Griff sitzen muss – gefährliche Jobs gibt es zahlreiche. Und dazu genauso viele Jugendliche, die sich dazu entscheiden, eine Lehre in ebendiesen Gewerben mit ungewöhnlich hohem Arbeitsrisiko zu beginnen. Und nein, damit sind garantiert nicht die Rückenschmerzen nach dem Gageli-Sturz vom Bürostuhl gemeint.

Auch der 17-jährige Martin arbeitet in einem risikoreichen Job. Er ist Forstwart. Lässt sich vom gefährlichen Tätigkeitsbereich als Lehrling aber nicht abhalten.

Fast vom Baum erschlagen

«Kleine Fehler haben hier schwerwiegende Folgen», erzählt uns Martin Stapfer. Der 17-Jährige ist beim Zürcher Lehrbetrieb Staatswald Kyburg Lehrling im dritten Jahr – und entkam in seinen drei Jahren als Forstwartlehrling schon einigen brenzligen Momenten: Als einem Praktikanten ein Missgeschick während des Fällen eines Baumes passierte, musste Martin etwa in Sicherheit rennen. Und zwar nicht zum ersten Mal.

«Situationen wie diese führen mir stets vor Augen, dass mein Job nicht ganz ungefährlich ist», sagt der Lernende. Um ähnliche Vorfälle zu vermeiden, arbeite er also immer hoch konzentriert.

Gin Tonic ist ab 18, mit Motorsägen spielen schon ab 15

Die meisten Lehrlinge beginnen die Forstwartlehre bereits im 15. oder 16. Lebensjahr. Lange bevor sich die angehenden Fortwarte also in Clubs vergnügen und legal Gin Tonics kippen dürfen, hantieren sie schon mit Motorsägen. Und dabei bedarf es weiss Gott an mehr Geschick.

«Als Lernender trägt man in dieser Branche extrem viel Verantwortung», fügt Lehrmeister Thomas Meier hinzu. Würde etwa ein Spaziergänger von einem fallenden Baum erschlagen werden, wird der Sägeführer – also auch Lehrlinge – zur Verantwortung gezogen. Dieser Job ist nichts für Pussys.

Seine Schützlinge seien sehr jung, müssten ein gewisses Mass an Pflichtbewusstsein mitbringen, da bereits nach etwa drei Monaten der erste Baum gefällt werden darf. Deswegen wolle er den Lehrlingen das Bewusstsein für ihre Arbeit eintrichtern. Denn das Leben als Forstwart ist definitiv anders als von 9-5 gemütlich im Büro zu sitzen, sich hie und da mal ein Kaffee-Päuschen zu gönnen und sich bei Regen über das verschissene Wetter aufzuregen.

Arbeiten, ohne die Folgen zu kennen

«Gefährlich wird es bei jugendlichen Arbeitern vor allem dann, wenn sie Arbeiten verrichten müssen, deren Folgen sie ohne nötiges Fachwissen nicht abschätzen können», erzählt uns Christian Zollinger, selber Förster und Sicherheitsfachmann der eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit EKAS. Lehrling Martin habe aber nie etwas tun müssen, zu dem er sich nicht bereit gefühlt habe. «Ich hatte immer Respekt vor meinem Job, aber nie Angst davor», sagt der 17-Jährige.

In Martins Lehrbetrieb werden die Lernenden stets Schritt für Schritt an die Arbeiten herangeführt, vom Lehrmeister unterstützt und dürften bei Unsicherheit und Unwohlsein das auch ganz einfach mal sagen. Bevor sich noch jemand aus Versehen in den Oberschenkel sägt.