Viele Gefahren stecken in Routinetätigkeiten

Ich trage im Job immer die richtige Ausrüstung.

Um als Lehrling nicht bei der Arbeit draufzugehen, braucht man nicht nur gute Ausrüstung. Ebenso wichtig ist ein Vorgesetzter, der im Zweifelsfall hunderte Male das gleiche wiederholt.

Es gibt Jobs, bei denen die Gefahr auf der Hand liegt. Als Förster wird man regelmässig beinahe von Bäumen erschlagen, als Chemielaborant jongliert man mit ätzenden Säuren und in einem Schlachthof könnte man aus Versehen seinen Finger statt ein Tier schreddern.

Bei anderen Jobs sind die Gefahren weniger offensichtlich. Beispielsweise in einer Autogarage. Klar, dir könnte easy ein schicker Sportkarren auf den Schädel knallen, wenn ein Hebeapparat fehlschlägt. Aber das passiert üblicherweise nur in Internetvideos, die uns aus unerklärbaren Gründen trotzdem zum Lachen bringen.

Ein paar Wunden, keine Explosionen

Der 16-jährige Ardit ist Automobilfachmann-Lehrling bei der Emil Frey AG in Zürich. Da er bereits als Kind gerne an diversem Kram herumgebastelt hat und immer schon eine Vorliebe für Autos hatte, passt der Job. Und bisher ist er vor grösseren Zwischenfällen verschont geblieben – mal abgesehen von ein paar Schnittwunden. Aber die machen sich eh ganz gut, Cuttings sind ja grad ziemlich trendy.

«Am gefährlichsten sind eigentlich die verschiedenen Flüssigkeiten», sagt Ardit. «Das heisst: Ich muss vor allem meine Augen mit einer Schutzbrille schützen.» Das Zeug kann nämlich nicht nur Ätzen, sondern auch easy in Flammen aufgehen. Oder gleich das Auto in die Luft jagen.

Alltägliches ist gefährlich

Der Autobegeisterte fühlt sich aber trotzdem ziemlich sicher – auch da er gute Unterstützung in der Schule und dem Betrieb kriegt. Betreut wird er von Roger Neff, der die Werkstatt leitet und für die Ausbildung der Lehrlinge zuständig ist. «Mittlerweile ist man in der Branche auf einem ziemlich guten Level, was die Arbeitssicherheit betrifft», sagt Neff. «Da vieles automatisiert ist, stecken heute viele Gefahren in üblichen Routinetätigkeiten.»

Das ergibt Sinn: In der Schweiz sterben mehr Menschen durch Stürze und Ausrutscher als durch Autoexplosionen oder ähnliches. All die Fail-Compilations sollten dich eigentlich davon überzeugen, dass der Mensch verdammt viel Potential hat, sich selbst umzulegen – und dafür braucht er nicht mal eine Knarre oder ein Messer. Eine Bananenschale reicht dafür schon vollkommen aus.

Kein Feierabendbier

Deswegen versucht Ardit vorsichtig zu sein: «Ich trage eigentlich fast immer Handschuhe, ausser wenns um kleine Dinge geht: Rasch eine Birne auswechseln beispielsweise.» Und sein Vorgesetzter sieht es als seinen Job, genau da draufzuhalten und im Zweifelsfalle wieder und wieder das Gleiche zu wiederholen.

«Das grobe Zeugs – Schweissen und Hämmern – lernen unsere Lehrlinge in der Schule. Wir lehren dann einerseits das daily business, aber eben auch die kleinen Dinge», sagt Neff. Und dazu gehört es eben auch, jemanden zum zwanzigsten Mal daran zu erinnern, die persönliche Schutzausrüstung wie Handschuhe anzuziehen oder nicht zu viele Dinge gleichzeitig zu tragen.»

Der Lehrling ist derweil ziemlich zufrieden mit seiner Betreuung. Und das meint er nicht nur als sie zu zweit am Tisch sitzen, sondern auch als er später mit dem Kopf unter der Haube eines Wagens steckt. Die beiden gehen zwar nicht täglich gemeinsam ein Feierabendbier trinken, aber das muss ja auch nicht immer sein. Ansonsten müsste Ardit die Handschuhe wohl auch in der Beiz tragen.